Fühlt sich der Mensch glücklich, zeigt er das meist deutlich mit Gestik und Mimik. Lachen, ein neuer Energieschub, motiviertes Verhalten – all das sind Anzeichen für Glück. Die Auslöser können vielfältig sein. Ein positiver Gedanke schafft Frohsinn, Nähe zum Partner macht glücklich, aber auch Erfolge tragen zu einer Ausschüttung von Endorphinen bei.
Während der Mensch nur die Auswirkungen wahrnimmt, vollzieht sich im Gehirn ein wahres Feuerwerk der Neurotransmitter und Botenstoffe. Wie das genau funktioniert und was Glück biochemisch bedeutet, soll der folgende Artikel beleuchten.
Die Definition von Glück und Freude
Das Gefühl der Freude gehört zu den Basisemotionen des Menschen. Es steht auf einer Stufe mit Scham, Angst, Ekel oder Traurigkeit, wird aber anders wahrgenommen. Freude stellt sich ein, wenn das Gehirn ein Erlebnis als erfolgreich oder positiv bewertet. Wie intensiv das Gefühl wahrgenommen wird, hängt von den Umständen ab.
- Leistungsbezogenes Glück: Dieses Gefühl entsteht, wenn persönliche Ziele oder berufliche Erfolge erreicht we Serotonin und Dopamin steigen an und führen zum Gefühl der Zufriedenheit.
- Natürliche Freude: Bei einem Waldspaziergang in unberührter Natur empfinden viele Menschen Freude. Hierfür sind Neurotransmitter wie Serotonin und Endorphin verantwortlich. Beides trägt zur Entspannung und gleichzeitig zur emotionalen Freude bei.
- Soziale Freude: Kuscheln mit dem Partner oder soziale Interaktionen mit Freunden lösen Freude aus. Hierfür ist einerseits das Kuschelhormon Oxytocin verantwortlich, andererseits aber auch die Ausschüttung von Dopamin. Oxytocin ist in der Lage, Bindungen zu festigen und so zu einer tiefgründigen und nicht endorphingeladenen Freude zu führen.
- Sinnliche Freude: Glücksgefühle können beim Essen, auf einem Konzert, beim Eintauchen ins kühle Wasser des Schwimmbeckens und in erotischen Momenten entstehen. Solche Erfahrungen führen zur Freisetzung von Endorphinen und Dopamin, die ein vergnügliches Gefühl vermitteln.
- Euphorische Freude: Diese Form des Glücks ist gekennzeichnet durch Ekstase und intensive Emotionen. Lottogewinne oder überraschende Ereignisse führen zu einer starken Ausschüttung von Dopamin, Serotonin und Endorphinen, oft gepaart mit Adrenalin.
Das Gehirn als Zentrale für Glücksempfinden
Der Mensch nimmt Freude als starkes Gefühl wahr und schreibt es oft der Seele oder dem Herzen zu. In Wahrheit liegt der Ursprung von Glück im Gehirn, genauer gesagt in der Amygdala. Dort verorten Wissenschaftler das Belohnungszentrum, das aus zahlreichen Neuronen besteht.
Bewertet der Mensch ein Erlebnis positiv und findet es „schön“, produziert die Amygdala zahlreiche verschiedene Glückshormone wie Dopamin und Serotonin, aber auch Endorphine. Über die vorhandenen Nervenzellen gelangen sie weiter in den vorderen Hirnbereich und schärfen die Sinne. Das führt dazu, dass die gerade stattfindende Situation noch stärker wahrgenommen und dauerhaft abgespeichert wird.
Interessant zu wissen: Der Mensch ist nicht nur in der Lage, bei eigenem Glück Freude zu empfinden. Im Gehirn existieren sogenannte Spiegelneuronen, die Emotionen auf Basis von Beobachtungen auslösen. Stürzt ein Mensch vor den Augen eines anderen, löst das ein Gefühl der Empathie aus. Beobachtet ein glücksspielaffiner Mensch den Stream eines Zockers, werden im Gewinnfall positive Emotionen freigesetzt. Durch solche Spiegelneuronen ist der Mensch zu empathischen Verhaltensmustern und mitfühlendem Denken in der Lage.
Freude und Glück sind beeinflussbare Faktoren
Im Jahr 2019 gaben 51 % der Menschen an, dass Gesundheit einer der wichtigsten Faktoren zum Glück sei. Obwohl Schicksalsschläge und Erkrankungen nicht vorhersehbar und nicht in jedem Bereich beeinflussbar sind, gibt es aktive Handlungsmöglichkeiten zur Steigerung des Glücks. Ein gesunder Lebensstil, der Verzicht auf Genussmittel wie Rauchen oder Alkohol oder regelmäßiger Sport können dazu beitragen, das Neurotransmitter-Gleichgewicht im Gehirn positiv zu beeinflussen.
Die natürlichen Gegenspieler von Dopamin, Endorphin und Serotonin sind Adrenalin und Cortisol. Letzteres ist das sogenannte Stresshormon und führt dazu, dass sich Menschen angespannt und in Alarmbereitschaft fühlen. Um das Gefühl des Glücks zu erzeugen, muss ein Gleichgewicht zugunsten von Dopamin und Co. geschaffen werden.
Kurzfristig können Achterbahnfahrten, Glücksspiele, Shoppingtouren oder auch ein sehr gutes Essen zur Steigerung des Glücks beitragen. Eine dauerhafte Grundzufriedenheit lässt sich damit aber nicht erzielen. Es ist möglich, durch bestimmte Maßnahmen langfristig glücklicher zu sein und das Vorhandensein von Glückshormonen im Gehirn zu stärken. Hier einige Beispiele, die jeder in der Praxis umsetzen kann.
- Stärkung sozialer Bindungen: Die Etablierung langfristiger sozialer Beziehungen trägt zu einem andauernden Gefühl des Glücks und der Zugehörigkeit bei. Es gilt als erwiesen, dass Menschen mit einem starken sozialen Background weniger häufig an Depressionen, Burnout und Ängsten erkranken.
- Körperliche Fitness und Gesundheit: Bei sportlicher Betätigung werden kurzfristig Glückshormone freigesetzt. Langfristig etabliert sich ein dauerhaftes Gefühl des Wohlbefindens, da der Körper gesünder, fitter und agiler wird.
- Meditation und Achtsamkeit: Um den Gegenspieler des Glücks (Cortisol) einzudämmen, eignen sich Maßnahmen wie Meditation und Achtsamkeit auf die eigenen Bedürfnisse. Ein positives Mindset und mehr Rücksicht auf die eigenen Bedürfnisse trägt langfristig dazu bei, das Wohlbefinden des Menschen und die Balance zwischen einzelnen Neurotransmittern zu steigern.
- Zielsetzung im Leben: Planloses Leben sorgt für Ängste und Unsicherheiten. Durch das Streben nach persönlichen Zielen sind immer wieder Glücksmomente möglich. Dabei müssen Ziele nicht zwingend mit beruflichem Erfolg zu tun haben. Die Teilnahme am Marathon, die erfolgreiche Suche nach einem Partner oder auch die Ausführung eines neuen Hobbys können ebenfalls Ziele sein.
- Selbstpflege für mehr Glück: Selfcare gehört nicht erst seit vermehrter Beachtung in den sozialen Netzwerken zu den Glücksschlüsseln. Wer in der Lage ist, auf sich selbst zu achten und für sich zu sorgen, fühlt sich langfristig glücklicher und ist weniger anfällig für Angst und Trauer.
Glück auf Rezept – das gibt es langfristig nicht!
Bei Erkrankungen wie der Sepsis gibt es Medikamente zur Therapie. Leidet ein Mensch dauerhaft unter fehlendem Glück (z.B. im Rahmen einer Depression), gibt es ebenfalls medikamentöse Ansätze. Arzneimittel wie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Neuroleptika sind darauf ausgelegt, in den Neurotransmitterstoffwechsel des Gehirns einzugreifen.
Die Einnahme führt objektiv betrachtet dazu, dass das Glückshormon Serotonin oder auch Dopamin (bei Neuroleptika) länger in den Synapsen vorhanden bleiben. Ein subjektives Glücksgefühl nehmen Anwender nicht wahr, lediglich eine Reduktion des Unglücks bzw. der negativen Gefühle.
Obwohl die medikamentöse Steigerung von Glückshormonen zur Linderung von Beschwerden beitragen kann, ist Glück nicht durch Medikamente beeinflussbar. Ähnlich sieht es mit Einflüssen durch Drogenmissbrauch aus. Der kurzfristige Rausch setzt eine Welle des Glücks frei und triggert das Belohnungszentrum.
Schnell gewöhnt sich das Gehirn an den Zustand und verlangt nach mehr Substanz. Dieser Kreislauf ist für die Entstehung von Süchten verantwortlich. Eigentlich ist es nicht die Sucht nach einer Substanz, sondern die Sucht nach dem Glück.
Ob aus Sicht der Philosophie, der Wissenschaft oder der Medizin: Glück ist ein komplexes Konstrukt, das von vielen Umweltfaktoren beeinflusst wird. Biologische, psychologische, soziale und genetische Einflüsse tragen dazu bei, wie stark Glück empfunden wird und was es auslöst.
Das zeigt allein der Blick in den Freizeitpark: Für manche Menschen ist es das größte Glück, wenn sie sich von einer Achterbahn in die Luft katapultieren lassen. Für andere wiederum ist genau dieser Gedanke ein großer Angsttrigger.
Die Entstehung von Glücksgefühlen bleibt teilweise mysteriös
Die Entstehung des Glücks im Gehirn lässt sich leicht erklären und doch ist die subjektive Wahrnehmung von Mensch zu Mensch verschieden. Nicht nur die Intensität der Freude, sondern auch die Art, wie diese geäußert wird, variiert stark.
Obwohl Forscher immer mehr und tiefgehende Erkenntnisse über das Glück erlangen, lässt sich der subjektive Einfluss eines jeden Individuums selbst nicht in Gänze erforschen.