Reklamationen sind ein fester Bestandteil des modernen, kundenorientierten Handels. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) kennt als rechtliche Grundlage nur den in der gesamten Europäischen Union geltenden Gewährleistungsanspruch von zwei Jahren:
„Nach den EU-Vorschriften muss der Verkäufer die Waren, die Sie kaufen, kostenlos reparieren oder ersetzen, wenn sie sich als fehlerhaft erweisen oder nicht wie angegeben aussehen oder funktionieren. Ist dies nicht möglich oder kann der Verkäufer dies nicht innerhalb einer angemessenen Frist und ohne erhebliche Unannehmlichkeiten für Sie tun, haben Sie Anspruch auf eine vollständige oder teilweise Erstattung. Sie haben ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie die Waren erhalten haben, stets Anspruch auf eine Gewährleistungsdauer von mindestens zwei Jahren.
Die 2-jährige Gewährleistungsfrist beginnt mit dem Empfang Ihrer Waren.
Tritt innerhalb eines Jahres nach Lieferung ein Mangel auf, müssen Sie nicht nachweisen, dass er zum Zeitpunkt der Lieferung bestand. Es wird davon ausgegangen, dass der Mangel bereits bestand, es sei denn, der Verkäufer kann das Gegenteil beweisen. In einigen EU-Ländern gilt diese „umgekehrte Beweislast“ zwei Jahre.“ (Quelle: https://europa.eu)
Neben der gesetzlich verankerten Gewährleistung praktizieren die meisten gewerblichen Händler ein umfangreiches Garantiekonzept, das Kunden im Rahmen der Kulanz über die gesetzlichen Rahmenbedingungen hinausgehende Reklamationsrechte einräumt. Insbesondere im E-Commerce und den Möglichkeiten, die er für den modernen Versandhandel mit sich bringt, ist die Reklamationsabwicklung als Bestandteil eines umfassenden Kundenservice zu einem essenziellen Marketinginstrument geworden.
Ein professionelles Beschwerdemanagement ist für Unternehmen von zentraler Bedeutung, um die Kundenzufriedenheit zu sichern und die langfristige Kundenbindung zu stärken. Dabei spielen strukturelle Abläufe ebenso eine Rolle wie eine lösungsorientierte Geschäftspraxis und die verbindliche Kommunikation mit dem Kunden. So kann ein professionelles Beschwerdemanagement Reklamationen in eine unternehmerische Chance verwandeln.
Mitarbeiter schulen: Kompetenz als Basis für professionelles Beschwerdemanagement
Eine wesentliche Säule des professionellen Beschwerdemanagements sind die Mitarbeiter, die mit der Abwicklung von Reklamationsprozessen betraut sind. Sie sind die Verbindung zwischen dem Kunden und dem Unternehmen und als erste Anlaufstelle für Beschwerden und Rückfragen ein Aushängeschild für das Beschwerdemanagement eines Anbieters.
Durch spezielle Schulung können die Mitarbeiter im Kundenservice für ein optimales Beschwerdemanagement ausgebildet werden. In thematisch klar definierten Trainings und Seminaren erlernen sie den professionellen Umgang mit Reklamationen, eine kunden- und lösungsorientierte Kommunikation und viele andere Kompetenzen, die das Beschwerdemanagement zu einem wertvollen Aktivposten für das Unternehmensimage machen.
Diese Kernkompetenzen werden in professionellen Schulungen und Seminaren zum Beschwerdemanagement vermittelt:
- Empathische Kommunikation: Mitarbeitende lernen, Beschwerden ernst zu nehmen, die Perspektive der Kunden einzunehmen und empathisch und lösungsorientiert auf deren Anliegen einzugehen.
- Deeskalationstechniken: Trainingsprogramme vermitteln, wie Emotionen von unzufriedenen Kunden aufgefangen und Spannungen abgebaut werden können.
- Lösungsorientierte Gesprächsführung: Um Beschwerden nicht nur aufzunehmen, sondern auch lösungsorientiert abzuarbeiten, wird das Personal darin geschult, konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten und kundenorientiert zu kommunizieren.
Standardisierte Prozesse und klare Kommunikationsrichtlinien
Eine einheitliche und nachvollziehbare Abwicklung bei Reklamationen sorgt dafür, dass Beschwerden stets zügig und effizient bearbeitet werden können. Ein professionelles Beschwerdemanagement sollte daher immer die folgenden Teilprozesse umfassen:
- Beschwerdeannahme und Kategorisierung: Eine standardisierte Erfassung und Klassifizierung der Beschwerden ermöglicht es, sofort Prioritäten zu setzen und Beschwerden der richtigen Anlaufstelle zuzuordnen.
- Dokumentation: Eine lückenlose Dokumentation des Reklamationsprozesses und der Kommunikation mit dem Kunden ist notwendig, um in jedem Teilprozess verbindlich und inhaltlich korrekt reagieren zu können.
- Einheitliche und verbindliche Kommunikationsrichtlinien: Klare Vorgaben, wie Kunden schriftlich und mündlich angesprochen werden sollen, fördern die Professionalität und die einheitliche Außenwirkung des Unternehmens.
Schnelle und verlässliche Abwicklung: Der Schlüssel zur Kundenzufriedenheit
Kunden möchten mit ihrem Anliegen ernstgenommen werden und nicht nur eine Nummer in einer langen Reihe von Anfragen sein. Eine zügige Weiterbearbeitung jedes Anliegens ist deshalb einer der Schlüsselfaktoren im professionellen Beschwerdemanagement.
Unternehmen können diesem Anspruch durch verschiedene Maßnahmen gerecht werden:
- Zügige Bestätigung: Kunden sollten nach Eingang ihrer Beschwerde unmittelbar eine Rückmeldung erhalten, die darüber informiert, dass das Anliegen bearbeitet wird.
- Verbindliche Zeitfenster: Durch festgelegte Bearbeitungszeiträume entsteht Transparenz und Verbindlichkeit.
- Sichtbare Verantwortlichkeit: Beschwerden sollten klar zugewiesen und ein zuständiger Ansprechpartner benannt werden.
Lösungsorientiertes Denken und flexible Lösungen
Ein professionelles Beschwerdemanagement sollte in jedem Teilprozess lösungsorientiert aufgebaut sein. Neben einer systematischen und nachvollziehbaren Herangehensweise sind in Einzelfällen Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gefragt, um jedem Kunden die passende Lösung anzubieten.
Aus Beschwerden lernen: Verbesserungspotenziale erkennen und umsetzen
Beschwerden bergen das Potenzial, Schwachstellen in den Unternehmensabläufen und im Kundenservice zu erkennen und als strategische Impulse für Verbesserungen zu nutzen. Ein gutes Beschwerdemanagement setzt daher auf Analyse und kontinuierliche Umsetzung von Anpassungsvorschlägen.
Kundenbindung und positives Markenimage durch professionelles Beschwerdemanagement
Ein effizientes Beschwerdemanagement wirkt sich langfristig positiv auf die Kundenbindung und das Unternehmensimage aus. Indem Beschwerden professionell und wertschätzend behandelt werden, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden auch nach einer negativen Erfahrung dem Unternehmen treu bleiben.
Zufriedene Kunden, deren Beschwerde durch eine konstruktive Lösung abgewickelt wurde, können das Unternehmen positiv bewerten und weiterempfehlen. So wird professionelles Beschwerdemanagement zu einem zentralen Erfolgsfaktor für Unternehmen.