Für viele Menschen ist ein Schreiben von Behörden oder dem Gericht nur schwer zu verstehen. Sind diese Schreiben leicht verständlich verfasst, kann jeder selbst komplexe Informationen verstehen. Leicht zu verstehende Sprache bedeutet Einfache Sprache, Leichte Sprache und auch Leicht Lesen. Bei Leichter Sprache handelt es sich um vereinfachte Standardsprache. Sie verwendet ganz bewusst einfache Wörter, klare Strukturen und kurze Sätze. Leicht zu verstehende Sprache fördert die Teilhabe und macht Kommunikation barrierefrei.
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Was unterscheidet Leichte Sprache von Einfacher Sprache?
Einfache Sprache bedeutet, Texte verständlich zu gestalten. Sie ist quasi eine besondere Form der normalen Alltagssprache. Ziel ist es, Informationen verständlich anzubieten. Wie das funktioniert, dazu gibt es Empfehlungen. Kurze Sätze, klare Strukturen und einfache Wörter sind einige davon. Jeder kann einen Text in einfacher Sprache verfassen, denn es handelt sich nur um eine Abwandlung der Alltagssprache. Sie ist der Alltagssprache noch sehr ähnlich was Aufbau von Sätzen, Wörter und Formulierungen betrifft. Anders ist das bei Leichter Sprache.
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Dafür gibt es eindeutig festgelegte Regeln, weshalb die Texte auch von Fachübersetzern erstellt und von Testlesern auf Richtigkeit überprüft werden. Nicht jeder kann einen Text in Leichte Sprache übersetzen. Fachleute formulieren die Texte den Regeln für Leichte Sprache entsprechend um. Prüfleser stellen sicher, dass die Adressaten auch wirklich den Sinn eines Textes versteht. Sie geben Kommentare ab. Die Fachkräfte überarbeiten die Texte nochmals und berücksichtigen dabei die Anmerkungen der Testleser. Das Umformulieren in Leichte Sprache kostet sehr viel Zeit. Eine besondere Schwierigkeit sind Wörter mit mehreren Bedeutungen, die in einem Text eine ganz bestimmte Bedeutung haben.
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Das Konzept Leichte Sprache
Viele Menschen setzen Leichte und Einfache Sprache. Doch es gibt ein paar wesentliche Unterschiede. Leichte Sprache ist konzipiert fĂĽr:
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-Personen mit Behinderungen
-Personen mit Schwierigkeiten beim Lernen
-kranke Menschen, die beispielsweise an Demenz leiden
-Menschen, die nicht gut Deutsch sprechen oder
-Personen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben.
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Sie können Texte in leichter Sprache lesen und verstehen. Deshalb wurde diese speziell dafür entwickelt, Informationen barrierefrei verfügbar zu machen.
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Leichte Sprache folgt klaren Regeln: Sprachregeln, Rechtschreibregeln und auch Regeln zum Inhalt. Zudem gibt es Empfehlungen, wie die Texte zu gestalten sind. Denn auch im Mediendesign kann es Barrieren geben.
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Leichte Sprache ist vereinfachte Alltagssprache, die vor allem in geschriebenen Texten zur Anwendung kommt. Alltagssprache ist allerdings viel komplizierter aufgebaut und für Menschen mit Verständnisschwierigkeiten schwer zu verstehen, weil sie so komplex ist.
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Die Regeln der leichten Sprache
Beim Schreiben von Texten in Leichter Sprache sind bestimmte Regeln genau zu befolgen. Texte müssen beispielsweise frei von Fremdwörter und Abkürzungen sein. Die Sätze sind kurz. Alle Sätze haben nur eine Aussage. Der Sprachstil ist aktiv. Die Sätze sind immer klar gegliedert nach Subjekt, Prädikat, Objekt, beispielsweise „Die Frau isst einen Apfel“. Der Konjunktiv kommt möglichst nicht vor. Anstatt des Genitivs verwendet Leichte Sprache präpositionale Fügungen mit „von“. Aus „Tanjas Buch“ wird „Das Buch von Tanja“.
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Sonderzeichen, Synonyme und auch Verneinungen verstoßen gegen die Regeln. Es gibt keine exakten Mengen- oder Zeitangaben und nur wenige Jahreszahlen. Stattdessen kommen Formulierungen wie „wenig“, „viel“ oder „vor langer Zeit“ zur Anwendung. Leicht Sprache bedeutet nicht Kindersprache. Sie wendet insbesondere die Anreden „Du“ oder „Sie“ wie in der Standardsprache an.
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Bei den Rechtschreibregeln geht es insbesondere darum, lange Wörter leichter lesbar zu machen. Dazu kommt entweder der Bindestrich oder der Mediopunkt zum Einsatz. Aus dem Bundestagsabgeordneten wird dann der Bundes-Tags-Abgeordnete oder der Bundes·tags·abgeordnete. Beim Mediopunkt ist es wichtig, nach dem Punkt kleine weiterzuschreiben.
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Wo findet leichte Sprache Anwendung?
Für Leichte Sprache gibt es im Alltag vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. Überall da, wo jeder alle Informationen verstehen soll, ist sie wichtig. Das ist auf jeden Fall bei Ämtern und Behörden der Fall. Im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) ist eine einfache und verständliche Kommunikation bei öffentlichen Stellen vorgesehen. Das gilt sowohl für geschriebene wie für gesprochene Sprache.
Für Leichte Sprache gibt es noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten, um Informationen für alle leichter verständlich zu machen. Beim Deutschlandfunk gibt es beispielsweise „nachrichtenleicht“.
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Dort gibt es aktuelle Nachrichten, die leicht verständlich sind. Auch im Restaurant kann Leichte Sprache den Alltag vieler Menschen erleichtern. Stehen Informationen in einfacher Sprache mit Bildern zur Verfügung, sind sie für alle leicht verständlich.
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Leichte Sprache in der Praxis – Anwendungsbeispiele
Leichte Sprache soll Erwachsenen dabei helfen selbstständig Informationen zu suchen und selbstbestimmt zu leben. Damit amtliche Mitteilungen barrierefrei sind, soll Leichte Sprache ergänzend verwendet werden. Die Internetseite des Deutsche Bundestags zum Beispiel gibt es in normaler und Leichter Sprache.
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-Seit August 2016 erscheint jeden Monat im Wirtschaftsmagazin „brand eins“ ein Text in Leichter Sprache, der ansonsten nur schwer verständlich ist, beispielsweise ein Gesetzestext oder die Rede eines Politikers.
-Im Februar 2023 hatte an den Münchner Kammerspielen das Drama „Antigone“ in Leichter Sprache Premiere. Die Aufführung bekam sehr gute Kritiken. Das Experiment ist gelungen.
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Sprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel. Sie sorgt für Teilhabe und Inklusion im Alltag und kann auch das Gegenteil bewirken. Leichte Sprache hilft Menschen, die die Alltagssprache nicht oder nur schwer verstehen, am Alltag teilzuhaben und ein selbstbestimmtes Leben ohne jegliche Einschränkungen zu führen.