Digitalisierung ja. Aber der Weg sollte gemeinsam beschritten werden.

Von Rene Reinisch

Kaum ein Spielzeug ist so umstritten wie das aus der Kategorie „Digitales Spielzeug“. Dass es sich durchsetzen wird, steht wohl außer Frage. Was Forscher dazu sagen und, welche Tipps Eltern helfen könnten, verrĂ€t dieser Beitrag.

Das sagt die Wissenschaft

Unter der provokanten Überschrift „Digitales Spielzeug macht Kinder nicht schlauer“ erklĂ€rt Prof. Dr. Gerald Lembke auf swr3.de: „Bis 12 Jahre gibt es keinen messbaren Effekt. Von 0 bis 12 Jahren machen diese Spielsachen keinerlei Sinn.“ Der Experte und Dozent erklĂ€rt, dass zunĂ€chst die BasisfĂ€higkeiten stimmen mĂŒssen, um von digitalem Spielzeug ĂŒberhaupt profitieren zu können. Das aktive Erleben aller Sinne sei dabei entscheidend. Im Sandkasten oder Matsch zu spielen, fördere die Ausbildung der Sinne. Die digitale Welt hingegen gebe viel zu viel vor und zerstöre dabei die KreativitĂ€t, die eigene Fantasie zu benutzen. Ein Beispiel aus dem Indoor-Bereich sei die Spielzeugeisenbahn. Der Aufbau fördert, fordert und bringt Spaß. Die eigentliche Fahrt ist dann nur noch zweitrangig. Ein weiterer Aspekt ist, dass die FĂ€higkeit zur Selbstkontrolle gerade in jungen Jahren noch nicht ausgeprĂ€gt genug ist fĂŒr digitales Spielzeug.

Auch in diesem Beitrag unter welt.de stand das digitale Spielzeug im Fokus – diesmal mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Sprachbildung und Kommunikation. Das Fazit der Forschergruppe lautete so: „Im Fachjournal JAMA Pediatrics berichten die Forscher jetzt, dass es tatsĂ€chlich messbar Nachteile gab, wenn Kinder sich mit den elektronischen Spielzeugen beschĂ€ftigten. In dieser Zeit sprachen die Erwachsenen weniger mit den Kindern, es gab weniger ErklĂ€rungen von ihnen und weniger Feedback darauf, was die Kinder taten. Außerdem sprachen auch die Kinder selbst weniger und banden ihre Eltern seltener in ihr Spiel ein.“

Im Monitor Digitale Bildung wird hingegen ein weniger dĂŒsteres Bild gemalt (vgl. bertelsmann-stiftung.de). Allerdings ist hier keineswegs von Einheitlichkeit die Sprache. Die Vermittlung des Umgangs mit digitalen Möglichkeiten wie Tablet und Co. wird in der Grundschule höchst unterschiedlich gehandhabt. WĂ€hrend in einigen Schulen die Mediennutzung unterstĂŒtzt und gelehrt wird, wird der Computer in anderen Schulen als Belohnung eingesetzt. In der privaten Nutzung zeigt sich eine Abkehr von digitalen Medien als Statussymbolen. Meist werden sie intuitiv genutzt.

Die Mediennutzung und digitales Spielzeug grundsĂ€tzlich zu verteufeln, ist sicherlich der falsche Ansatz. Sinnvoller und fĂŒr den Nachwuchs zielfĂŒhrender ist es, gemeinsam einen Weg ins digitale Zeitalter zu gehen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigen die folgenden Tipps fĂŒr die Eltern.

So ebnen Eltern ihren Kindern den Weg zu einem gesunden Umgang mit digitalem Spielzeug

Tipp 1: Gemeinsames Spielen fördert die FÀhigkeiten

Über eine Tatsache sind sich alle WortfĂŒhrer im Thema einig: Digitales Spielzeug darf nicht als Möglichkeit genutzt werden, den Nachwuchs davor „zu parken“. Das bedeutet: Wer gemeinsam mit dem Nachwuchs den Audio-Stift durchs Buch fĂŒhrt, der hat den Vorteil wĂ€hrend des Spiels zu interagieren und zu kommunizieren. So bleibt die Sprachentwicklung selbst beim Einsatz von digitalem Spielzeug nicht auf der Strecke. Die DVD anzuschalten und das Kind einen zweistĂŒndigen Zeichentrickfilm ansehen zu lassen, ist hingegen tabu.

Tipp 2: Der Spielzeug-Mix ist entscheidend

Bei schönem Wetter geht’s auf den Spielplatz, die Familie ist mit dem Fahrrad unterwegs oder vergnĂŒgt sich gemeinsam im Garten. Bei schlechtem Wetter sollte es dann genauso abwechslungsreich sein:

  • Mit Puzzles, Bau- und Konstruktionsspielzeuge sowie Motorikspielen lĂ€sst sich das Alleinspiel prima trainieren.
  • Brettspiele sind ideal fĂŒr die gemeinsame Familienzeit. Auch Experimentier- und ZauberkĂ€sten sind hier ein pfiffiger Zeitvertreib.
  • Mit Figuren, Kuscheltieren, Puppen aber auch Fahrzeugen lĂ€sst es sich prima Eintauchen in die Fantasiewelt.

Tipp 3: Klare Regeln und Strukturen

Hilfreich sind im Umgang mit Medien wie Tablet und Fernseher klare Strukturen und Regeln. Eine maximale Höchstnutzungsdauer ist ebenso wichtig wie ein Zeitfenster. Eine halbe Stunde ist fĂŒr GrundschĂŒler absolut ausreichend. Die Zeit der Mediennutzung sollte nicht direkt vor dem Schlafengehen sein.

Bei der Wahl der Medien mĂŒssen Eltern achtsam sein. Idealerweise sind die Erziehungsberechtigten dabei, wenn der Nachwuchs die ersten digitalen Schritte geht. Laute Musik und knallige Farbfolgen sind Gift fĂŒr das kindliche Gehirn. Deutlich gesprochene ErklĂ€rungen, die bildlich unterstĂŒtzt werden, können sogar noch einen Lerneffekt mit sich bringen. Auch spezielle Social Media Formen fĂŒr Kinder sollten zunĂ€chst unter den prĂŒfenden Blicken der Eltern genutzt werden.

GefÀllt dir dieser Beitrag?
+1
0
+1
0
+1
0