Kaum ein Spielzeug ist so umstritten wie das aus der Kategorie „Digitales Spielzeug“. Dass es sich durchsetzen wird, steht wohl außer Frage. Was Forscher dazu sagen und, welche Tipps Eltern helfen könnten, verrät dieser Beitrag.
Das sagt die Wissenschaft
Unter der provokanten Überschrift „Digitales Spielzeug macht Kinder nicht schlauer“ erklärt Prof. Dr. Gerald Lembke auf swr3.de: „Bis 12 Jahre gibt es keinen messbaren Effekt. Von 0 bis 12 Jahren machen diese Spielsachen keinerlei Sinn.“ Der Experte und Dozent erklärt, dass zunächst die Basisfähigkeiten stimmen müssen, um von digitalem Spielzeug überhaupt profitieren zu können. Das aktive Erleben aller Sinne sei dabei entscheidend. Im Sandkasten oder Matsch zu spielen, fördere die Ausbildung der Sinne. Die digitale Welt hingegen gebe viel zu viel vor und zerstöre dabei die Kreativität, die eigene Fantasie zu benutzen. Ein Beispiel aus dem Indoor-Bereich sei die Spielzeugeisenbahn. Der Aufbau fördert, fordert und bringt Spaß. Die eigentliche Fahrt ist dann nur noch zweitrangig. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle gerade in jungen Jahren noch nicht ausgeprägt genug ist für digitales Spielzeug.
Auch in diesem Beitrag unter welt.de stand das digitale Spielzeug im Fokus – diesmal mit dem inhaltlichen Schwerpunkt Sprachbildung und Kommunikation. Das Fazit der Forschergruppe lautete so: „Im Fachjournal JAMA Pediatrics berichten die Forscher jetzt, dass es tatsächlich messbar Nachteile gab, wenn Kinder sich mit den elektronischen Spielzeugen beschäftigten. In dieser Zeit sprachen die Erwachsenen weniger mit den Kindern, es gab weniger Erklärungen von ihnen und weniger Feedback darauf, was die Kinder taten. Außerdem sprachen auch die Kinder selbst weniger und banden ihre Eltern seltener in ihr Spiel ein.“
Im Monitor Digitale Bildung wird hingegen ein weniger düsteres Bild gemalt (vgl. bertelsmann-stiftung.de). Allerdings ist hier keineswegs von Einheitlichkeit die Sprache. Die Vermittlung des Umgangs mit digitalen Möglichkeiten wie Tablet und Co. wird in der Grundschule höchst unterschiedlich gehandhabt. Während in einigen Schulen die Mediennutzung unterstützt und gelehrt wird, wird der Computer in anderen Schulen als Belohnung eingesetzt. In der privaten Nutzung zeigt sich eine Abkehr von digitalen Medien als Statussymbolen. Meist werden sie intuitiv genutzt.
Die Mediennutzung und digitales Spielzeug grundsätzlich zu verteufeln, ist sicherlich der falsche Ansatz. Sinnvoller und für den Nachwuchs zielführender ist es, gemeinsam einen Weg ins digitale Zeitalter zu gehen. Wie das in der Praxis funktionieren kann, zeigen die folgenden Tipps für die Eltern.
So ebnen Eltern ihren Kindern den Weg zu einem gesunden Umgang mit digitalem Spielzeug
Tipp 1: Gemeinsames Spielen fördert die Fähigkeiten
Über eine Tatsache sind sich alle Wortführer im Thema einig: Digitales Spielzeug darf nicht als Möglichkeit genutzt werden, den Nachwuchs davor „zu parken“. Das bedeutet: Wer gemeinsam mit dem Nachwuchs den Audio-Stift durchs Buch führt, der hat den Vorteil während des Spiels zu interagieren und zu kommunizieren. So bleibt die Sprachentwicklung selbst beim Einsatz von digitalem Spielzeug nicht auf der Strecke. Die DVD anzuschalten und das Kind einen zweistündigen Zeichentrickfilm ansehen zu lassen, ist hingegen tabu.
Tipp 2: Der Spielzeug-Mix ist entscheidend
Bei schönem Wetter geht’s auf den Spielplatz, die Familie ist mit dem Fahrrad unterwegs oder vergnügt sich gemeinsam im Garten. Bei schlechtem Wetter sollte es dann genauso abwechslungsreich sein:
- Mit Puzzles, Bau- und Konstruktionsspielzeuge sowie Motorikspielen lässt sich das Alleinspiel prima trainieren.
- Brettspiele sind ideal für die gemeinsame Familienzeit. Auch Experimentier- und Zauberkästen sind hier ein pfiffiger Zeitvertreib.
- Mit Figuren, Kuscheltieren, Puppen aber auch Fahrzeugen lässt es sich prima Eintauchen in die Fantasiewelt.
Tipp 3: Klare Regeln und Strukturen
Hilfreich sind im Umgang mit Medien wie Tablet und Fernseher klare Strukturen und Regeln. Eine maximale Höchstnutzungsdauer ist ebenso wichtig wie ein Zeitfenster. Eine halbe Stunde ist für Grundschüler absolut ausreichend. Die Zeit der Mediennutzung sollte nicht direkt vor dem Schlafengehen sein.
Bei der Wahl der Medien müssen Eltern achtsam sein. Idealerweise sind die Erziehungsberechtigten dabei, wenn der Nachwuchs die ersten digitalen Schritte geht. Laute Musik und knallige Farbfolgen sind Gift für das kindliche Gehirn. Deutlich gesprochene Erklärungen, die bildlich unterstützt werden, können sogar noch einen Lerneffekt mit sich bringen. Auch spezielle Social Media Formen für Kinder sollten zunächst unter den prüfenden Blicken der Eltern genutzt werden.