Ein Arbeitszeugnis ist ein wichtiges Dokument, das von eurem Arbeitgeber ausgestellt wird und eure Tätigkeit sowie Leistungen in einem Unternehmen beschreibt. Es gibt zwei Hauptarten von Arbeitszeugnissen: das einfache und das qualifizierte Arbeitszeugnis.
Das einfache Arbeitszeugnis gibt grundlegende Informationen wie die Dauer der Beschäftigung und die Art der Tätigkeit an. Es ist recht knappgehalten und enthält keine Beurteilung der Leistungen oder des Verhaltens.
Dahingegen geht das qualifizierte Arbeitszeugnis weit darüber hinaus. Es bewertet nicht nur eure Tätigkeiten, sondern auch eure Leistungen und euer Sozialverhalten am Arbeitsplatz. Dieses Zeugnis bietet einen umfassenderen Einblick in eure Fähigkeiten und ist daher besonders wertvoll bei zukünftigen Bewerbungen.
Jeder Arbeitnehmer hat beim Ausscheiden aus einem Unternehmen grundsätzlich den rechtlichen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, unabhängig davon, ob das Arbeitsverhältnis befristet war, durch Kündigung endete oder aus anderen Gründen beendet wurde. Dieser Anspruch ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert und dient dazu, eure beruflichen Chancen bei einer neuen Bewerbung zu unterstützen.
Inhalt und Struktur eines qualifizierten Arbeitszeugnisses
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis ist detaillierter strukturiert und bietet eine umfassende Bewertung eurer beruflichen Leistung sowie eures Verhaltens im Unternehmen. Die wesentlichen Bestandteile eines solchen Zeugnisses umfassen:
Beschäftigungsdauer: Hier wird angegeben, wie lange ihr in dem Unternehmen tätig wart. Dies gibt potenziellen neuen Arbeitgebern Aufschluss über eure Erfahrung und Stabilität.
Position: Eure genaue Berufsbezeichnung und ggf. die hierarchische Stellung im Unternehmen werden aufgeführt. Dies ist wichtig, um eure Rolle und Verantwortlichkeiten klar zu definieren.
Aufgabenbereiche: Eine detaillierte Auflistung eurer Hauptaufgaben und Verantwortlichkeiten zeigt, welche spezifischen Fähigkeiten und Kompetenzen ihr während eurer Anstellung entwickelt habt.
Leistungsbeurteilung: Eure Arbeitsleistung wird bewertet, einschließlich der Qualität eurer Arbeit, eurer Zuverlässigkeit und weiterer relevanter Fähigkeiten. Dieser Teil des Zeugnisses ist besonders wichtig, da er direkte Rückschlüsse auf eure berufliche Kompetenz zulässt.
Neben diesen grundlegenden Informationen enthält ein qualifiziertes Arbeitszeugnis oft auch Formulierungen und sogenannte Geheimcodes. Diese können für Außenstehende kryptisch wirken, sind aber in der Praxis sehr gebräuchlich und haben spezifische Bedeutungen:
“Stets zu unserer vollsten Zufriedenheit” bedeutet eine sehr gute Leistung.
“Zu unserer vollen Zufriedenheit” signalisiert eine gute Leistung.
“Zu unserer Zufriedenheit” entspricht einer befriedigenden Leistung.
Es gibt noch weitere Formulierungen, die subtilere Nuancen über eure Leistungen oder Verhaltensweisen vermitteln können. Das Verständnis dieser Codes kann euch helfen, das Zeugnis richtig zu interpretieren und bei Bedarf eine Überarbeitung zu fordern, um Missverständnisse bei zukünftigen Bewerbungen zu vermeiden.
Prozess der Anforderung und Herausforderungen
Das Anfordern eines qualifizierten Arbeitszeugnisses kann manchmal komplex sein, insbesondere wenn ihr sicherstellen wollt, dass es alle wichtigen Informationen korrekt wiedergibt. Hier sind die Schritte und Fristen, die ihr beachten solltet.
Anforderungsprozess: Ihr solltet euer Arbeitszeugnis schriftlich anfordern, idealerweise per Einschreiben mit Rückschein oder per E-Mail mit Lesebestätigung. Dies sichert euch ab, indem es einen Nachweis über die Anforderung gibt. Gemäß § 109 GewO muss der Arbeitgeber das Arbeitszeugnis bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses aushändigen. Es empfiehlt sich, die Anforderung rechtzeitig vor eurem letzten Arbeitstag zu stellen, um dem Arbeitgeber genügend Zeit zur Erstellung zu geben.
Fristen: Normalerweise solltet ihr das Arbeitszeugnis am letzten Arbeitstag oder kurz danach erhalten. Gibt es keine besonderen Umstände, die eine Verzögerung rechtfertigen, habt ihr das Recht, auf eine schnelle Ausstellung zu bestehen.
Sollten Probleme bei der Erstellung oder Aushändigung eures Arbeitszeugnisses auftreten, gibt es mehrere Schritte, die ihr unternehmen könnt.
Direktes Gespräch suchen: Oft können Unklarheiten oder Fehler durch ein einfaches Gespräch mit eurem Arbeitgeber oder der Personalabteilung geklärt werden. Seid dabei konkret, was eure Erwartungen angeht, und bezieht euch auf konkrete Punkte im Zeugnis, die ihr geändert haben wollt.
Nachbesserung fordern: Wenn das Zeugnis Fehler enthält oder wesentliche Informationen fehlen, könnt ihr eine Korrektur verlangen. Euer Anspruch auf ein korrektes und wohlwollend formuliertes Zeugnis ist gesetzlich verankert.
Rechtliche Schritte einleiten: Als letztes Mittel könnt ihr rechtliche Schritte einleiten, wenn der Arbeitgeber sich weigert, euch ein Zeugnis auszustellen oder es trotz mehrfacher Aufforderung nicht den Tatsachen entspricht. Hierfür kann die Unterstützung durch einen Anwalt für Arbeitsrecht sinnvoll sein.
In jedem Fall ist es wichtig, sachlich zu bleiben und eure Rechte zu kennen. Dies hilft, viele der üblichen Probleme im Zusammenhang mit Arbeitszeugnissen effektiv zu bewältigen. Im nächsten Teil des Artikels werden wir einige praktische Tipps und Beispiele geben, wie ihr euer Arbeitszeugnis optimal nutzen könnt, um eure Karrierechancen zu verbessern.