App oder Arztbesuch? Was Apps beim Erkennen von Krankheiten leisten

Von Rene Reinisch

Auf einen Blick – Gesundheits-Apps

 

Was sind Gesundheits-Apps?

  • Unter dem Begriff lassen sich sowohl semiprofessionelle Lifestyle-Apps als auch geprüfte Medizinprodukte fassen
  • Offiziell gelistete Gesundheits-Apps werden auch als digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) bezeichnet
  • Die Apps dienen der Diagnose und auch Behandlung verschiedenster Krankheiten
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Wo gibt es Apps auf Rezept?

  • Das Rezept wird von einem Arzt ausgestellt
  • Viele Krankenkassen übernehmen anschließend die anfallenden Kosten

 

Mobile Endgeräte wie Smartphones und Smartwatches sind zu einem ständigen Begleiter im Alltag geworden. Die Auswahl an Apps ist groß und neben Anwendungen, die ausschließlich der Kommunikation oder Unterhaltung dienen, gibt es ein wachsendes Angebot an digitalen Assistenten, die der Kontrolle des eigenen Gesundheitszustandes dienen. Ist eine App geprüft und gelistet, dann fällt sie in die Kategorie der digitalen Gesundheitsanwendungen. Sie unterscheiden sich von einfachen Lifestyle- und Service-Applikationen in mehrfacher Hinsicht. Die Programme ersetzen zwar keinen Allgemein- oder Facharzt, doch können sie bei der Diagnose und anschließenden Behandlung von großem Wert sein.

 

Was sind Gesundheits-Apps?

Das Monitoring durch Schritt- oder Herzfrequenzzähler ist dank Smartphones und Smartwatches seit Jahren problemlos möglich. Professionelle Gesundheits-Apps gehen allerdings einen Schritt weiter. Bei ihnen handelt es sich um geprüfte und zugelassene Medizinprodukte, die sowohl bei der Erkennung von Krankheiten als auch bei der Behandlung Verwendung finden. Die offizielle Bezeichnung für eine solche Applikation lautet daher digitale Gesundheitsanwendung. Ein gutes Beispiel ist die App Tinitracks, die Tinnitus-Patienten dabei hilft, das Klingeln in den Ohren auszublenden. Im Rahmen der digitalen Symptomerkennung wird Ada immer häufiger genutzt. Die KI-gestützte App stellt dem Nutzer bei Beschwerden individuell angepasste Fragen und gibt Hinweise darauf, wann ein Arzt aufgesucht werden sollte. Zu erkennen sind die geprüften Medizinprodukte am CE-Zeichen. Zu den Kriterien für die Zulassung gehören auch strenge Datenschutzanforderungen. 

 

Tests und Symptomerkennung dank Smartphone-Technik

Seit der Einführung der digitalen Gesundheitsanwendungen im September 2020 hat sich der Markt für medizinische Apps rasant entwickelt. Schon jetzt messen sie, erkennen Symptome und erinnern Patienten zuverlässig an die Einnahme von Medikamenten. Dadurch eignet sich der Einsatz für die Diagnose und Behandlung von ganz unterschiedlichen Krankheitsbildern. Dabei wird die vorhandene Technik im vollen Umfang genutzt. KI-Tools erkennen Symptome auf Fotos, das Mikrofon dient zum Testen der Lungenfunktion und Sensoren in Smartwatches schlagen Alarm, wenn Herzrhythmusstörungen auftreten.

 

Für wen die App-Lösungen geeignet sind

Im Gegensatz zu Lifestyle-Apps, die beispielsweise der Kontrolle der Fitness dienen, sind digitale Gesundheitsanwendungen explizit für erkrankte Personen bzw. Personen mit gesundheitlichen Beschwerden gedacht. Weil die einzelnen Produkte ganz unterschiedliche Konzepte verfolgen, bleibt die Anwendung nicht auf einzelne Krankheitsbilder beschränkt. Sie können bei chronischen Kreislaufproblemen, Essstörungen, Panikattacken und Phobien, aber auch bei der Behandlung von Diabetes oder einem Tinnitus hilfreich sein. Die grundlegende Voraussetzung ist natürlich, dass Sie als Patient über ein kompatibles Gerät verfügen.

 

Was tut der Arzt? Teil 1: Wann der Gang zum Arzt erfolgen sollte

Service-Apps mit medizinischem Anspruch, die jedoch offiziell keine Medizinprodukte sind, eignen sich nicht zur zuverlässigen Erkennung oder Behandlung von Krankheiten. Aus rechtlichen Gründen geben die Entwickler oft Hinweise darauf, dass bei bestimmten Ereignissen (beispielsweise einem auffälligen Messwert) die ärztliche Klärung empfohlen wird. DiGA-Apps finden in der Regel nur bei ärztlicher Empfehlung Verwendung, weshalb Patienten ihren Arzt zum Zeitpunkt der Nutzung bereits über etwaige Beschwerden in Kenntnis gesetzt haben. Folgende Anzeichen können ein guter Anlass für den erneuten, außerplanmäßigen Arztbesuch sein:

 

  • Es setzt keine Besserung ein
  • Die von der App erfassten Werte sind auffällig
  • Es gibt Unklarheiten bezüglich der Bedienung oder Funktion der App

 

Gut zu wissen!

Nur ein kleiner Teil aller medizinischen Apps (Mobile-Health-Anwendungen) sind als Medizinprodukte vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet. Um festzustellen, ob dies der Fall ist, sollte die App zuerst auf eine CE-Kennzeichnung geprüft werden. Für Anwendungen ohne Zulassung als Medizinprodukt gibt es keine verbindlichen Qualitäts- und Datenschutzkriterien.

 

Was tut der Arzt? Teil 2: Gesundheits- und Vitaldaten für die Diagnose nutzen

Ärzte verschreiben Gesundheits-Apps vor allem, wenn die genaue Diagnose eine Langzeiterfassung bestimmter Werte erfordert. Für einen erfahrenen Mediziner können die erhobenen Daten sehr aufschlussreich sein. Sie werden anschließend bei der Wahl der Behandlungsmethode berücksichtigt. Apps, die selbst Teil einer Behandlung sind, geben zudem ein genaues Feedback über die erzielten Fortschritte.

 

Es bestehen große Unterschiede zwischen reinen Service-Apps und zugelassenen medizinischen Apps

 

Service-Apps

  • Keine Erstattung möglicher Kosten
  • Sind nicht als Medizinprodukt zugelassen
  • Datenschutzsituation ist oft unklar

Zugelassene medizinische Apps

  • Erstattung von der Krankenkasse möglich
  • Werden vom Arzt verschrieben
  • Erfüllen strenge Qualitäts- und Datenschutzvorgaben
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Häufige Patientenfragen

1.  Sind zugelassene Gesundheits-Apps sicher?

Anbieter von gelisteten digitalen Gesundheitsanwendungen dürfen nur Daten erheben, die für die Funktion der App benötigt werden. Zudem sind gewisse Standards bei der Verschlüsselung im Zusammenhang mit der Datenübertragung vorgegeben.

 

2. Was kosten digitale Gesundheitsanwendungen?

Bei den Preisen gibt es große Unterschiede. Die Kosten übernimmt oft aber Ihre Krankenkasse.

 

Wo „Apps auf Rezept“ erhältlich sind

Rezepte für beim BfArM gelistete Gesundheits-Apps kann der Haus- oder Facharzt ausstellen. Anschließend können Sie sich als Patient bei Ihrer Krankenkasse melden, um die DiGA zu erhalten. Vor Genehmigung ist oft eine schriftliche Antragsstellung nötig. Der eigentliche Download erfolgt über den App-Store auf der Benutzeroberfläche des mobilen Endgeräts.

 

 

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